Afrika, hin und zurück

Heute unternahm ich eine Zeitreise in ein Land, das ich bis jetzt nicht besuchen konnte – Afrika. Meine Zeitreise umfasst ungefähr 80 Jahre zwischen den 1920er Jahren und heute, die in fotografischen Bildern der Ausstellung „Afrika, hin und zurück“ im Museum Folkwang in Essen festgehalten wurden.

Natürlich sind es nur ausgewählte Momente verschiedener Ereignisse der Zeit, die von europäischen und afrikanischen Fotografen in Bildern aufgenommen wurden, aber ich hatte beim Besuch der Ausstellung das Gefühl in Afrika einzutauchen.

Afrika ist für mich ein fernes Land, das voller Geheimnisse und Entdeckungen ist, aber auch Zwang, Mut und Armut darstellt. Deswegen ist es so wichtig offen für das Wahrnehmen aller Seiten des Lebens in Afrika zu sein. Ich war es nicht, ich behaupte die Fotografien von Wolfgang Weber, Germaine Krull, Robert Lebeck, Rolf Gillhausen, Malick Sidibé und Pieter Hugo gesehen zu haben, ich behaupte aber nicht sie richtig verinnerlicht zu haben.

Die Ausstellung beginnt mit den Fotografien Wolfgang Webers (1902, Leipzig – 1985, Köln) aus den frühen Reportagen der 1920er Jahre, die für die Presse in Deutschland gemacht wurden, gefolgt von politischen Propagandafotografien Germaine Krulls (1897, Pozna, Polen – 1985, Wetzlar). Die Fotografie „Die scheuen Zebras flüchten“ aus der Reportage „Afrika blickt in mein Auto“ (um 1934) von Weber begleitet die Darstellungen Krulls von Arbeit und Produktion in den Kolonien (1943), Portraits und Landschaften. Es sind Begegnungen verschiedener europäischer und afrikanischer Fotografen, nicht nur in einem Medium, sondern auch in einem Thema, das bedacht mit einem Ziel oder spontan in unterschiedlicher Weise wahrgenommen wird.

Malick Schibé (1935, Soloba, Sudan) erzählt eine andere Geschichte, nämlich die der selbstbewussten Jugend der 1960er. Robert Lebeck (1929 Berlin) erwischt den Moment des Degendiebstahls beim staatlichen Besuch im Jahr 1960 und Rolf Gillhausen (1922, Köln – 2004, Hamburg) fotografiert die tanzenden Menschen während einer Straßenparade (1961). Im Kontrast stehen die Bilder Pieter Hugos (1976, Johannesburg, Südafrika), es sind Serien wie „Hyänenmenschen“ (2005-2007) und „Permanent Error“ von 2009, die am Ende der Ausstellung erschrecken.

Es sind geschichtliche Übergänge, die im Zusammenhang mit Fotografien die Kolonialzeit, das Ende der Kolonialzeit, die Phase der Unabhängigkeit um 1960 und die heutige Lage kennzeichnen und die Veränderungen betonen.

Aber ich frage mich, in wie weit die Unabhängigkeit, wie wir Europäer sie kennen, auch für alle in Afrika so wahrgenommen wird, wie wir sie wahrnehmen.

Pieter Hugo zeichnet das Heute in Afrika ab, die Müllentsorgung und die Jugendlichen, die den Müll verwerten und somit ihre Gesundheit gefährden, um sich und ihren Familien etwas zu essen leisten zu können. Es geht um die Machtverhältnisse, um globale Veränderungen und das Leben vieler Menschen, das nicht genug geschätzt wird. Das ist es, was mich in den Bildern Hugos so berührt.

„Die Hyänenmenschen“ Hugos haben mir Angst gemacht, nicht nur weil ich Hyänen als gefährlich empfinde und nicht betrachten möchte, sondern weil die Menschen die Hyänen dazu zwingen als eine Art Haustiere zu fungieren. Sie sind an der Leine.

Wir sind alle in der einen oder anderen Art an der Leine unserer Wünsche, Ziele oder Emotionen, aber wir kämpfen um unsere Freiheit. Die Hyänen leben normalerwiese in Klans, warum werden sie denn ihrer Freiheit beraubt?

Ich würde gerne nach Afrika reisen, meine eigenen Eindrücke sammeln und mich ernst mit den Problemen Afrikas befassen, leider unterliege ich auch, wie auch viele andere den Zwängen, die mich hier festhalten. Ich finde aber auch, dass eine dreimonatige oder längere Reise nicht ausreichend ist, um auch nur wenige Facetten Afrikas kennenzulernen.

Ich habe aber die Neugier, die mich irgendwann nach Afrika bewegen wird und ich glaube daran, mich dann spontan frei dazu zu entschließen die wahre Reise zu unternehmen. Für den Anfang war aber die Zeitreise sehr spannend.