„horizontal“ – die Kunst der Linie

Was verbindet den deutschen Zeichner Malte Spohr mit der holländischen Malerin José Heerkens und der israelischen Videokünstlerin Hilla Ben Ari?

Sie stellen in GKG – Gesellschaft für Kunst und Gestaltung in Bonn aus. Die Ausstellung „horizontal“ stellt eine Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Künstlern wie Christiane Baumgartner, Nicholas Bodde, Nina Brauhauser, Max Cole, Günter Walter, Wolfgang Nestler, Christiane Schlosser, Christoph Gesing, Björn Drenkwitz, Hilla Ben Ari, Malte Spohr und José Heerkens dar. Aber es geht nicht um kulturelle Unterschiede, oder politische Auseinandersetzungen und auch nicht nur um die abstrakte Kunst. Es geht um die Linie, die bei jedem Kunstwerk in dieser Ausstellung auf verschiedener Weise auftritt und den Rahmen füllt.

Es sind Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Videos, die alle nun eine Gemeinsamkeit haben, sie zeigen die Linien, die horizontalen Linien.

Malte Spohrs MKL-Arbeiten auf Bütte eröffnen in einem von zwei Räumen der Ausstellung „horizontal“ das breite Spektrum an scheinbar unerschöpflichen Möglichkeiten der Linie. Wir neigen dazu in Wolken, wenn wir sie lange genug ansehen Gesichter zu erkennen, so ist es bei den Zeichnungen Spohrs nicht. Man könnte die Wolken, oder Leopardenmuster oder vielleicht sogar Tarnflecke in seinen Linien erkennen, aber es kann auch einfach nur der abstrahierte Blick auf eine Landschaft sein. Irgendwie erscheinen mir seine Werke romantisch, sie sind für mich verführerisch und rätselhaft, weil man sich fragt, wo denn diese Landschaften sind. Es sind nun Linien, die im Zusammenspiel organische Formen ergeben.

Die „Echos“ von Björn Drenkwitz „Wir sind das Volk“ und „Blood, Toil, Tears and Sweat“ spiegeln den Gedanken wieder. Wir als Volk wollen bemerkt und gehört werden. Wir verlieren uns leicht in einer Landschaft, wenn wir keine Anhaltspunkte fest halten.

Nicholas Bodde konkretisiert die Linie, indem er die Linien klar voneinander trennt. Nina Brauhauser vermischt sie. Die Bewegung der Farbe Boddes findet man in dem Video „Speed“ von Christiane Baumgartner wieder.

José Heerkens überträgt horizontale Linie nicht nur auf die Wand, sondern auch auf den Boden. Hier stellt sich direkt die Frage nach der Zerlegung der Einzeleile, die Gemälde an der Wand und auf dem Boden kennzeichnen die Bedeutung des Raumes für die Künstlerin. Die bunten Farben mit den Erdfarben spielen auch das Konzept einer Stadt auf.

Unsere Wahrnehmung hängt nicht nur mit unserem körperlichen Gleichgewicht zusammen, sondern wir sind auch immer auf der Suche nach der inneren Zufriedenheit und der „goldenen“ Mitte. Die horizontale Linie bezeichnet auch den Weg, den jeder für sich selbst irgendwann wählt. Wie treffen ständig Entscheidungen, weswegen sich unser Leben in einer ständigen Veränderung befindet. Die horizontale Linie steht nicht nur für die Klarheit, sondern auch für das Ganze, das Ganze, das wir selbst aus verschiedenen Teilen zusammenstellen.

Für jeden der Künstler dieser Ausstellung scheint die horizontale Linie von Bedeutung zu sein. Aber die Frage nach Warum und Weshalb kann sich jeder für sich beim Besuch dieser vielseitigen Ausstellung beantworten.

 

Snow Patrol

Gefühl, Emotion und Humor als Hauptbestandteile des Erfolgs. So ist es bei der Gruppe Snow Patrol. Snow Patrol ist  eine schottisch-irische Rockband, bestehend aus Gary Lightbody (Leadgesang und Gitarre), Jonny Quinn (Schlagzeug), Nathan Connolly  (seit 2002 Lead-Gitarre, Hintergrundgesang) und seit 2005 Paul Wilson (Keyboard, Hintergundgesang). Ich habe sie das erste Mal live in der Kölnarena gesehen und es war schön. Sie unternehmen den Versuch der Menschenmenge durch Stimme, Gefühl und Klang näher zu sein. Es ist auch eine Suche nach Liebe und Akzeptanz. In der Menge von Menschen, die anscheinend den gleichen Geschmack haben wie du, zu sein bedeutet bei den Konzerten viel, aber als Fan möchte man gerne dem Idol näher sein. Live den Künstler zu sehen, den man mag, dessen Stimme einen bewegt und einem gefällt und für bestimmte Momente mit dem Musiker scheinbar das Gleiche zu empfinden. Die Liebe zu Musik, die Suche nach Akzeptanz und Nähe ist das, was die große Menschenmenge mit den Musikern verbindet. Der Unterschied ist nun, wie erfolgreich man selbst ist. Man denkt nicht bei den Konzerten daran, aber vielleicht danach. Wir genießen die Musik, die wir mögen, aber fragen wir uns Warum? In den seltensten Fällen, bewegt uns der Text der Lieder, der Klang, oder doch die Person, die vorne steht und das Ganze scheinbar verbindet? Mal so, mal so, aber wichtig ist, dass es immer wieder Momente gibt in denen uns die Musik beruhigt, oder sogar rettet, zum  Lächeln bringt oder zum Weinen. Genau das ist es – Emotion und Gefühl, das uns von den anderen unterscheidet und uns die Antworten auf bestimmte Fragen gibt.

Rabih Mroué

Rabih Mroué (*1967 Beirut) ist ein Multitalent, das bei der Documenta 13 einen relativ kleinen Raum einnimmt.

Es ist ein Raum, der mit einem Video und einigen Fotos und Fotostrecken in Form von kleinen Fotobüchern gefüllt ist. Ein Raum, in welchem ich mich wohl gefühlt habe. Ich kannte natürlich nicht die Geschichte hinter dem Video oder den Fotos, auf welchen man nun verschwommen Menschen erkennt.

Der Künstler verarbeitet in seinen Werken politische Situation im Libanon, er ist ein viel-beschäftigter Mann, ein Regisseur, ein Schauspieler, ein Theaterautor und auch Performancekünstler und noch Herausgeber einiger libanesischer Zeitungen. Man erfährt auch einiges über den Künstler im Internet. Aber sollte man nicht einfach die Arbeiten genießen, auch wenn sie einiges hinterfragen und sich mit ernsten Themen des Lebens beschäftigen.

Ich habe es nicht so gefühlt, ich betrat den Raum und mir sind einfach die Licht-Schatten-Spiele der Fotografien gefallen, in welchen man keine genauen Gesichter erkennt. Oder auch das Video, das die wiederholte Bewegung anzeigt.

Vielleicht empfand ich nicht viel Tiefe bei den Arbeiten, aber sie sind in meiner Erinnerung geblieben. Ist es nicht das Wichtigste? Man betrachtet in einem Marathon, da man nur einen Tag hat eine Menge von Arbeiten einiger talentierter Künstler zu sehen, aber welche bleiben in Erinnerung?

Bei mir waren es drei, Julie Mehretu, William Kentridge und Rabih Mroué, über die ich auch kurz etwas schreiben wollte. Eher spontan, wie geplant, eher mit Gefühl wie mit Geduld und langer Auswahl von richtigen Wörtern. Genauso wie die Stadt Kassel, die für mich auf jeden Fall mehr wie nur Documenta-Stadt geworden ist.

Julie Mehretu

Wer ist Julie Mehretu? Da ich mich für Kunst interessiere, natürlich eine Künstlerin, eine Malerin genauer gesagt, die auch bei der Documenta 13 vertreten ist. Es ist schön, neue Künstler für sich zu entdecken. Sie ist bekannt, aber ich kannte sie nicht und es begeistert mich, wenn ich etwas sehe, was anders ist, so anders, dass ich nach Antworten suche. Es ist abstrakte Kunst, die die Linie bekennt, weiße Farbe, mit wenigen farbigen Strichen in Kontrast zu dünnen Tintenstrichen zu setzen. Es sind große Leinwände, die architektonische Pläne andeuten, Routen oder Wege, die Künstlerin verbindet Zeichnung mit Malerei und erkennt die Form, die Linie und die Farbe als Ganzes.

Julie Mehretu (1970 in Addis Abeba geboren) ist für ihre genaue Recherche bekannt, sie sucht Architektur aus, die ihr hilft die Themen der Globalisierung, Zerstörung, Macht und Vergänglichkeit zu behandeln. Es sind großformatige Arbeiten, die das Helle und das Dunkle der Gegenwart betonen. Die wenigen farbigen Striche unterstreichen die Freude des Entstehens, die ganauen dunklen Tintenstriche den Moment der Zerstörung. Die Architektur ist stark, aber sie braucht auch den Schutz. Die Menschen suchen nach Schutz und Sicherheit bei sich zuhause, aber können wir wirklich in dieser Welt, in unserer Gesellschaft sicher sein?

In der ständigen Angst etwas zu verlieren, verlieren wir unser Vertrauen, nicht nur an die anderen, auch an uns selbst.

Julie Mehretu malt abstrakt, jeder kann etwas anderes für sich in ihren Bildern erkennen. Aber auch in ihrem Arbeitsprozess vertritt sie die Vision, in dem sie monatelang an ihren Arbeiten bleibt und sie immer wieder verändert, bestimmte Elemente auslöscht und die anderen auffüllt, dass die Welt bedrohlich wirkt. Indem wir die Möglichkeit haben immer wieder etwas zu verändern, können wir auch den Halt verlieren.

Es ist mein Blick auf ihre Kunst, die gleichzeitig voller Leben und Fragen ist. Fragen, die wir uns stellen und manche unbeantwortet lassen.

William Kentridge

Das erste Mal habe ich die Arbeit des Künstlers William Kentridge im Museum Ludwig in Köln gesehen. Das Video aus Tausenden von Zeichnungen wurde von einer gefühlvollen Musik begleitet. Das Zusammenspiel des Klanges mit den zahlreichen Zeichnungen, die die Traurigkeit in sich tragen und mit sich ziehen, hat mich für lange Zeit in seine Bann gezogen. Der kleine Raum mit einer Sitzbank betonte die außergewöhnliche Tiefe des Künstlers, der den Zuschauer mit schwierigen Themen konfrontiert.

Die Themen der Trauer, der Einsamkeit, des Alleinseins und des Verlustes von Menschen, die man liebt und braucht. William Kentridges Zeichnungen zeigen oft den Künstler selbst, aber auch die Personen, die für ihn von Bedeutung sind. Es ist aber nicht wichtig zu wissen, dass der Künstler sich oft selbst portraitiert, weil er in jeder seiner Zeichnungen auch auf der Suche nach sich selbst zu sein scheint. Er spielt mit der Wahrnehmung des Zuschauers, aber gibt mit jeder Zeichnung einen Teil von seiner Welt.

William Kentridge (geboren 1955 in Johannesburg) ist für mich ein Künstler, weil er mit der Kunst nicht abschließen kann. Er versucht sich in verschiedenen Medien, und verbindet sie, indem er ein Video aus mehreren Zeichnungen zusammenstellt oder ein Theaterstück dokumentiert und einen Film mit einigen Zeichnungen in Kontrast stellt. Er ist offen für das Neue und hat keine Angst vor Konfrontation. William Kentridge zeichnet, photographiert seine Zeichnungen, verändert sie und photographiert sie wieder, daraus entstehen animierte Filme, die den Künstler in allen seinen Fassetten zeigen. Es sind Filme, die voller Leichtigkeit sind, trotz der Themen und langen Entstehungszeit. Es sind Filme, die bewegen und zum Nachdenken bringen.

Die Animation „Felix in Exile“  (1994) zeichnet eine traurige Geschichte, seine Zeichnungen scheinen lebendig zu sein und man empfindet die Trauer des Protagonisten. Es ist nicht einfach alleine zu sein, aber jeder ist eigentlich mindestens teilweise alleine mit sich selbst konfrontiert. Wir sind auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Wärme. Aber sollten wir uns nicht öfter fragen, ob wir selber imstande sind Liebe und Wärme zu geben?

Das zweite Mal habe ich das Werk Kentridges „The Refusal of Time“ (2012) während der Documenta 13 gesehen. Ich wusste, dass William Kentridge bei der Documenta vertreten ist und ich bin in den Raum rein, in welchem er ausstellt, und wieder raus. Es war mir für einen Moment fremd, in dem Moment wusste ich auch nicht, dass dies sein Werk ist. Abends sind wir zurück und haben uns den Film angesehen. Ich bin in tiefe Gedanken versunken. William Kentridge steigt über die Stühle und sagt die Sekunden an in seinem 24-minutigen Video. Es sind Frauen und Männer, die ein Land zu Fuß verlassen, schwere Säcke tragend und die Geschichte einer Frau, ihres Mannes und Liebhabers. Es ist aber auch die Musik, die das Werk Kentridges vollendet. Die laute Musik am Anfang, die im Rhytmus von Metronomen immer schenller und schneller hin und her schlagen, steht im Kontrast zum Künstler selbst. Sie gibt im Zusammenspiel mit der Atemmaschine noch mehr Gefühl und füllt den Raum. Es geht auch um die Zeit, die immer weiter geht, auch wenn man sie zu stoppen versucht und es handelt von den Menschen, die mit der Zeit gehen und ihre Zukunft in die Hand nehmen, aber auch um die, die alles so annehmen, wei es ist, auch wenn sie unzufrieden sind. Der Rhytmus, die Bewegung und das besondere Gefühl für Zusammenhänge von anscheinend unzusammenhängenden Elementen und Geschichten treten  in den Werken des Künstlers, der selbst mit der Zeit zu gehen scheint und sie durch seine Kunst verändert, hervor.

William Kentridges Werke versetzen mich in eine Art Illusionswelt, in die ich schon mal gerne flüchte. Sie lassen mir den Freiraum für mich eigene Schlüsse zu ziehen. Sie sind ernst und traurig, aber voller Faszination und Gier nach dem Leben, nach dem Moment hier und jetzt und nach dem Genießen dieser Momente, die wir nicht immer schätzen. Die bewegten Bilder, im Falle Kentridges die bewegten photographierten Zeichnungen eröffnen Möglichkeiten für das Verstehen von eigenen Bedürfnissen und der Umwelt, aber sie erinnern auch an die Menschen, die die Welt verändern oder zerstören, indem sie zu stark an sich selbst denken und die anderen vergessen.

Bjoern Maletz: We are Tremonia

Bjoern Maletz (geb. 1975) ist ein ausgebildeter Fotograf, der in seiner ersten Ausstellung „We are Tremonia“ (übersetzt – Wie sind Dortmund) eine Auswahl an Straßenfotografien zeigt. Er kommt ursprünglich nicht aus Dortmund und entdeckt schon früh seine Leidenschaft für das Medium. Die Ausstellung findet man in der kleinen Galerie 44309streetartgallery. Es sind Schwarz-Weiß-Fotografien, die den Blick auf gewisse Feinheiten lenken. Die Menschen auf der Straße, der Mensch in der Masse, der Hund alleine. Es sind Verbindungen der Elemente wie Rolltreppe mit Rollstuhlfahrer oder Gänse mit einem kostümierten Musikanten, der sie anscheinend in eine Richtung führt.

Bjoern Maletz hält Menschen, die ihn bewegen, auf seinen Fotografien fest und betont die Besonderheit des einen Augenblicks, der in der weiteren Sekunde vergeht. Seine Zusammenstellung der Fotografien in einer Postkartenedition unterstreicht die Wirkung des Alltäglichen, was jeder für sich besonders machen kann.

David Reed. Heart of Glass – Gemälde und Zeichnungen 1967 bis 2012

David Reeds (geb. 1946 in San Diego) Werk umfasst im Kunstmuseum Bonn die Jahre zwischen 1967 und 2012. Es sind Gemälde und Zeichnungen, die sich in verschiedenen Räumen der Ausstellung David Reed. Heart of Glass – Gemälde und Zeichnungen 1967 bis 2012 entfalten.

Die Spuren des Lebens, die in Erinnerung bleiben, hinterlassen in David Reeds Art und Weise die Dinge wiederzugeben, warme, frohe und gefühlvolle Farbe, die eine einladende Stimmung vermittelt. Er wählt bunte Farben um auf die Prozesse des Malens hinzuweisen, die er im eher warmen Licht von abstrakten Elementen zeigt. Es ist aber auch die weiche Form dieser Elemente, die das Zarte und Bewegte in uns sucht und findet.

Die Gemälde Reeds führen in die Seele jedes Einzelnen. Die Seele, die immer etwas verbirgt um sich zu schützen. Hier ist keine Konfrontation des Seelischen mit dem Körperlichen. Der Leib und die Seele sind im Einklang. Der Ausgleich und die Harmonie drücken sich in allen Gemälden Reeds aus. Es ist kein Kampf des Künstlers mit dem Dargestellten.

Für mich ist es eine Suche nach den elementaren Dingen, die unser Leben ein bisschen heller und fröhlicher gestalten. Es ist die leichte Verbindung der Falten, die sich in den Bildern Reeds in verschiedene Richtungen leiten und die Tiefe präsentieren. Die Tiefe der Oberfläche, die Tiefe der Farbtöne und deren Kontraste, aber auch die Tiefe in uns, die wir der Außenwelt zu zeigen fürchten.

Die Bilder tragen keine Namen, es sind Nummern oder Zahlen, die nochmal das Abstrakte und das Expressionistische Reeds betonen. #617 2003-2011 ist ein Gemälde, in welchem die roten Töne die meiste Fläche füllen, aber das Türkis anscheinend den Blick des Betrachters abfängt. Die Falten, die in der Kunst David Reeds die entscheidende Rolle tragen, pulsieren wie kleine Blutäderchen im Bild, das wie eine photographische Oberfläche erscheint. Es fotografiert das Innere, indem wir unsere Vorstellung in das Bild integrieren.

Der Betrachter soll sie auch nicht unbedingt verstehen wollen, er soll nur frei von der Außenwelt sein und die Farbe Reeds in sein Leben lassen. Man kann sich täuschen, wenn man denkt, die Malerei Reeds trägt nur bunte helle Farben, es sind auch schwarz-weiße Gemälde und Zeichnungen, die das Lebendige unterstreichen. Die Bewegung im Bild durch den Verzicht auf genaue Form ohne den Rahmen zu verlieren, ist das, was seine Kunst noch mehr auszeichnet.

Die Zeichnungen aus den frühen Jahren des Schaffens rufen dir Forderung Reeds hervor, sich der heutigen Malerei zu widmen und zu öffnen, aber auch ihre Bedeutung in der Welt der neuen Medien zu hinterfragen. Durch die Abwesenheit von genauen Konturen scheint die Farbe Reeds kein Ende zu kennen und keine Grenze ziehen zu wollen. Es ist die scheinbare Vergrößerung der Elemente und unglaubliche Tiefe, die gegen die Zeit und Vergänglichkeit spielt. Die Präsenz der Zeit, die in den Bildern Reeds durch den Prozess der Entstehung, die Gemälde sind teilweise über Jahrzehnte gemalt, tritt immer wieder wie ein Herrscher hervor. Die Veränderung der Zeit, die in Filmen aufgehalten werden kann und in Reeds Malerei einen Anteil nimmt, ist für uns beängstigend. Wir lernen mit neuen Medien umzugehen, befürchten aber auch ihre Macht. Das Spiel mit der Farbe und Transparenz, die auch durch den Namen der Ausstellung in den Vordergrund rückt, ist auch eine Art Verständnis für eigene Schwächen und Ängste.

Herz aus Glas ist in der Ausstellung David Reeds zu sehen. Das Herz, das sich nur dann öffnet, wenn man auch die Tatsache sich zu vergessen akzeptiert und zulässt.