Diversität der Dinge

Jeder isst etwas besonders gerne. Bei mir ist es das Plombireis, weil ich dieses Eis mit meiner Kindheit verbinde. Man sollte mein Gesicht gesehen haben, als ich das erste Mal hier im Rewe „mein Eis“ entdeckt habe. Es ist eine Erinnerung, die mich zu einem bestimmten Menschen zurückführt. Dieser Mensch hat es immer geschafft mich fröhlich zu stimmen, auch wenn es mir überhaupt nicht danach war.

Wir schätzen oft denjenigen oder solche Dinge nicht genug, weil uns manches erst bewusst wird, wenn wir es verlieren. Solche Kleinigkeiten erinnern uns aber, was wir hatten und haben, deswegen hängen wir an Dingen, die uns zum Beispiel geschenkt werden, oder an Momenten, in welchen wir uns glücklich gefühlt haben.

Welche Dinge? Materielle oder seelische spielt dabei keine Rolle, solange wir die Tatsache nicht verstehen, dass wir an ihnen festhalten. Wenn uns aber bewusst wird, dass wir diese Dinge brauchen, weil sie uns etwas bedeuten und auch wahrnehmen, dass diese Dinge auch materiellen Charakter haben können, sehen wir vielleicht die Veränderung bei uns selbst.

Über Dinge, die Künstler inspirieren, geht es in der Ausstellung lonelyfingers Konversationsstücke in Mönchengladbach. lonelyfingers wurde als ein Projekt von Diango Hernández (geb. 1970 in Cuba) und Anne Pöhlmann (geb. 1978 in Dresden), beide auch Kuratoren der Ausstellung, in 2012 ins Leben gerufen. Konversationsstücke ist der Name der Ausstellung, die das Gespräch mit dem Publikum sucht. Für die beiden Künstler zum Beispiel stellen Geometrische Körper eine Art Ordnung zum Lernen dar, die Stücke liegen auf dem hölzernen Mobiliar im Raum der „Konversation“. Seit der Eröffnung am 17. März finden an ausgewählten Sonntagen um 16 Uhr in diesem Raum die Künstlergespräche statt, die den zentralen Rahmen der etwas anderen Präsentation von Dingen bilden. Dinge, die 12 Künstler der Ausstellung ausgewählt haben, um im Gespräch darüber zu erzählen. Zur Auflockerung dienen Kaffee und Kuchen. Der kleine Raum, mit Möbelstücken speziell für die Ausstellung von dem Designer und einem der Künstler der Ausstellung, Tom Sloan (geb. 1979 in Melbourne) eingerichtet, ruft nach Gemütlichkeit. Die dunklen Regale und Bänke spielen eine große Rolle für das Konzept, in welchem der Dialog oder die Konversation stattfinden sollen. Sonntags darf man die Dinge sogar anfassen.

Das Berühren kann man auch im doppelten Sinne verstehen, da es in erster Linie um die Idee, um den Entstehungsprozess der Künstler und die Frage nach der Bedeutung der Funde, geht. Aus dem Interview von Alexandra Wehrmann mit den Initiatoren der lonelyfingers kann man auch die Unsicherheit der jungen Künstler auf dem heutigen Markt, in der Wirtschaftskrise bestehen zu können, erschließen. Das Projekt bietet jungen Künstlern Präsenz im Web und die Möglichkeit ihre Inspirationsquelle zu zeigen. Der Wert der Funde ist eher symbolisch gemeint.

Konversationsstücke entstand auch aus dem Interesse und der Offenheit der Direktorin des Museums Abteiberg Susanne Titz den neuen Dingen gegenüber. Genauso kann man auch den Aufruf des Projektes gegenüber den Sammlern wahrnehmen. Jeder von uns ist mehr oder weniger Sammler, auch Tom Sloan, der am 24. März das Künstlergespräch in der Ausstellung anführte. So war mir auch die Möglichkeit gegeben, dem Künstler, der die Ausstellungsarchitektur entwarf, persönlich zu begegnen. Der Raum war voll und die Besucher haben die Möbelstücke bewegt, um dem Erzählten näher zu sein. Tom Sloan präsentierte einen alten Ticketentwerter aus ungarischen Bussen, der in verschiedenen Farben existiert und für ihn wesentlich ist. Man hörte zu, aber gleichzeitig war es doch schwierig das Gesagte vollständig zu verstehen. Die Kunst kann man meistens nicht erklären, man kann es versuchen, aber es klappt ja auch nicht immer.

Jeder Künstler erschafft etwas Neues, indem er/sie sich an bestimmten Dingen orientiert. Manchmal sucht er/sie solche Dinge bewusst aus, manchmal nicht. Es ist ein Aufruf darüber nachzudenken, ob wir wirklich andere Formen der Kunst wahrnehmen können. Unsere Wahrnehmung hängt auch mit unseren Erinnerungen zusammen, die wiederrum in bestimmten Momenten, anhand von für uns bedeutenden Dingen, hervorgerufen werden. Dinge, die uns manchmal auch wieder erkennen lassen wer wir sind.

lonelyfingers

Konversationsstücke

Teilnehmende Künstler:

Daniel Barroca, Jay Batlle, Jaroslaq Flicinski, Jessica Gispert, Manuel Graf, Owen Gump, Diango Hernández, Rita McBride, Anne Pöhlmann, Glen Rubsamen, Tom Sloan, Monika Stricker

Konversationen mit Künstlern, Kaffee und Kuchen
an folgenden Sonntagen jeweils um 16 Uhr:

17. März Jay Batlle,
24. März Tom Sloan und Jade Niklai,
7. April Diango Hernández und Anne Pöhlmann,
21. April Rita McBride,
5. Mai Jaroslaw Flinciński,
19. Mai Daniel Barroca,
2. Juni Glen Rubsamen

Museum Abteiberg, Mönchengladbach

Photowalk Cologne: Lines and contrasts

Contrast

Was sieht man, wenn man hier das erste Bild betrachtet? Wahrscheinlich komische Buchstaben auf irgendwelcher Wand mit einem Kleks Farbe. Naja, ich sehe noch einen Pfeil und viele Linien, die zusammen ein Ganzes ergeben. Auch das nächste Foto kann eine Geschichte erzählen.

LineHier spielt die Treppe eine zentrale Rolle, da sie doch irgendwohin führen muss. Eine kleine Treppe, die auch als Symbol für etwas dienen kann.

Zum dritten Foto: Männer, die auf verschiedenen Instrumenten in schwarz-weißen Kostümen spielen.Bandsmen

Also ein Pfeil, der zur Treppe zeigt, die zu Musikern führt. Spannend, wenn man das Ganze als eine Geschichte betrachten möchte. Es geht in diesem Beitrag um die Kleinigkeiten, die zusammen etwas ergeben können, wenn man die Augen öffnet. Wir sind von Kunst umgeben, ob gute, oder weniger gute, kann man diskutieren. Aber an solchen verlassenen Orten in Köln, malen die Künstler verschiedene Buchstaben, die das Grelle, farbenfroh gestalten, wie auch Plakate, die die Kunst der Zeichnung und der Fotografie verbinden und uns auf diese Kleinigkeiten aufmerksam machen.

Closed Doors in Cologne

Grey doorYellow doorEine rote, eine graue und eine gelbe Tür sind die wenigen rechtteckigen Formen, die meinen Blick bei dem Fotowalk in Köln aufgehalten haben. Sie sind verschlossen und doch bieten sie einen Raum für Fragen. Fragen, die wir uns alle immer wieder stellen. Kennen wir unsere Stadt, kennen wir wirklich die Menschen, die uns umgeben, kennen wir uns selbst? Eine Gruppe von ca. 10 Leuten geht den gleichen Weg und jeder entdeckt für sich etwas, was ihn oder sie bestimmt an etwas erinnert oder einfach nur für ihn oder sie  interessant erscheint. Wie setzt man dann das gemachte Foto ins Szene, damit auch andere etwas damit anfangen können? Warum ist der Wunsch eigentlich da, den anderen eigene Gedanken in Form von Fotografien mitzuteilen? Wir lernen, indem wir fotografieren, nicht nur bessere Fotos zu machen, sondern auch mit anderen in Form von unentdeckten Orten und Objekten, die wir in Szene setzen, zu kommunizieren. Die verschlossenen Türen sind für mich ein Teil dieser Kommunikation, die nur dann auch Freude macht, wenn man wenigstens versucht, sie zu öffnen. Red door